JO LINSSEN Director Medical Science „Bevor ich zu Sysmex kam, habe ich mehrere Jahre im Kran kenhaus gearbeitet, in Eschweiler, in der Nähe von Aachen. Dann bin ich zu Sysmex gewechselt. Meinen Doktortitel habe ich in Medical Science gemacht mit einer Promotions arbeit auf dem Gebiet der Sepsis Diagnostik. Das ist alles, was mit Immunologie zu tun hat. Heute leite ich die Abtei lung Medical Scientific Department & New Business.“ VON ALLEM, WAS WIR MACHEN, MUSS DER PATIENT PROFITIEREN. In den 5 Jahren, seit ich bei Sysmex bin, war es für die Entwick ler in Japan immer sehr schwierig, etwas zu machen, das global passt. So hat sich für uns in Europa der Weg ergeben, klinischen Nutzen zu entwickeln, der in unsere Umgebung passt. Das kann manchmal auch vergütungsgesteuert sein. In den ersten Jahren war unser Ansatz, zu analysieren, wie wir so effizient wie mög lich im Labor sein können. Das kann Automatisierung sein, das können Algorithmen sein, oder auch Regeln, unnötige Follow upTests zu vermeiden, etwa mikroskopische Ausstriche. Indem wir rapportierte und nichtrapportierte Analyser und Patienteninformationen verknüpfen, können wir die Aus strichrate auf die nur klinisch relevanten Ausstriche reduzieren. Beim Erkennen der Bedürfnisse eines LabManagers sind wir die Nummer eins. Doch da wir jetzt alle Disziplinen haben, müssen wir uns viel mehr fragen, was sind die Anforderungen im Klinischen? Und krankheitsorientiert arbeiten. Wir sind groß geworden mit Hämatologie, aber heute sind wir es eigentlich in jeder Disziplin: in Hämatologie, Onkolo gie, Urinanalyse, Gerinnung, Primary Care. Das sind alles Busi ness Lines mit ihren Produkten. So ergibt es sich, dass Sysmex in Richtung krankheitsorientiert gehen muss. Und das verlangt einem anderes ab, als sich in diesem „Red Ocean“ zu befinden, in dem alle ihre Tests entwickeln und es am Ende nur noch ein Preiskampf ist. Eigentlich versuchen wir, AUS 1 + 1 = 3 ZU MACHEN. Das bedeutet, die Kombination ist stärker als einzelne Faktoren. Das machen wir in der Infektionsdiagnostik, bei hämatologischen Malignitäten, bei soliden Tumoren, bei klinsich-pathologischer Korrelation, in der Transfusions- medizin. Für jeden Bereich haben wir unsere Konzepte mit einem Prototyp vorn dran, was uns auch in die Welt der künstlichen Intelligenz führt. 12 SCHWERPUNKT: SERVICE Mit künstlicher Intelligenz versuchen wir, eine Immunantwort, eine Signatur im Blut zu erkennen, aus der sich ablesen lässt, wie der Körper auf eine Infektion mit oder ohne Entzündung reagiert oder auf eine bakterielle Entzündung (intra/extrazel lular, viral oder parasitär wie Malaria). Covid hat die Entwicklung beschleunigt. Ein Stäbchen wird in die Nase gesteckt und ein Virus gefunden, okay. Das heißt aber nicht, dass die Person davon krank wird. Das erzählt die Immun antwort. Dass sich der Mensch schlecht fühlt, Fieber hat, rot anläuft, das kommt von den Zytokinen (Hormone, die die Immun antwort steuern). Diese Zellen können wir perfekt darstellen. Und wenn man sie dann kombiniert, kann man auch sagen, das ist eine Immunantwort auf Bakterien oder Viren. Die Immunant wort ist für fast alle Krankheiten wichtig. Das größte Problem ist, dass Kliniker eigentlich nicht wis sen, was alles im Labor möglich ist. Das Labor weiß nicht wirk lich, was der Kliniker will. KLINISCHER NUTZEN bedeutet auch, dem Kliniker so schnell wie möglich eine Antwort zu geben. Wir haben einen Infection Score (ICIS*) für Intensivpatienten entwickelt, der dem Kliniker oder Anästhesisten dabei hilft, innerhalb von 30 Minuten oder weniger zu entscheiden, welche Art von Antibio- tika gegeben werden müssen – denn mehr Zeit ist oft nicht. Gerade entwickeln wir einen Alzheimerscreeningtest aus dem Blut, der eine invasive Entnahme von Gehirnflüssigkeit redu ziert und eine frühere Diagnose ermöglichen würde, um Alzhei mer früher und mit geringeren Aufwänden zu entdecken, bevor die Leute zu „AlzheimerPatienten“ werden. Ein anderes Feld, wo wir Wissen aus mehreren Business Lines kombinieren, sind die hämatologischen Malignitä ten, also die Suche nach allem, was sich im Blut als Krebs entwickelt. Tra ditionell ist die Frage: Welche Zelle ist krank? Da wird gescreent mit Hämatologie, da gibt es die Flowzyto metrie und es gibt die Genetiker, die abnormale Gene suchen. Und anders als früher sind wir heute in der Lage, alle drei Bereiche zu verknüpfen. Wir entwickeln jetzt einen Case Manager, der die Information ver knüpft und mithilfe künstlicher Intelligenz einen Probability Score rausbringt, in welche Richtung es geht. * ICIS ist Research Use Only. Der Hersteller hat keinen Zweck der InvitroDiagnostik festgelegt. Daher ist eine interne Validierung in den Einrichtungen erforderlich, bevor Informationen verwen det werden, um eine Diagnose zu stellen oder über die therapeutische Behandlung zu entscheiden.