Scientific Kalender März 2023
Das Screening auf Albuminurie mittels Teststreifen kann quantitative Technologien teilweise ersetzen
Warum ist die häufige Überwachung von Patienten aus Risikogruppen auf eine chronische Nierenerkrankung hin wichtig?
Eine CNK ist in jedem Stadium reversibel.
CNK betrifft 10 % der Weltbevölkerung.
Eine CNK wird durch steigende Inzidenzen von Adipositas nicht beeinträchtigt.
Das Fortschreiten einer CNK kann durch eine frühe Diagnose und Behandlung verlangsamt oder gestoppt werden.
Eine CNK wird hauptsächlich durch Diabetes und Hypertonie verursacht.
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Wissenschaftliche Hintergrundinformationen
Eine chronische Nierenkrankheit (CNK) ist definiert als „persistierende Abnormitäten der Nierenstruktur und/oder Nierenfunktion über mehr als drei Monate“ [1]. Als wichtigste Risikofaktoren für das Einsetzen und Fortschreiten einer CNK gelten Hypertonie, Diabetes und Adipositas. Da die Prävalenz dieser Zivilisationskrankheiten seit den 1990er-Jahren stetig zunimmt [2], ist auch der Anstieg der globalen Prävalenz der CNK auf mehr als 10 % nicht überraschend. Neben den individuellen Auswirkungen einer CNK auf die Lebensqualität eines Patienten belastet diese Erkrankung auch in signifikantem Ausmaß die Gesundheitskosten und die Gesellschaft [3]. So betragen zum Beispiel in Deutschland die jährlichen Kosten für die Behandlung eines Patienten im Stadium 5 bis zu 45.00,00 Euro [4] (Fig. 1). Angesichts der Prävalenz von CNK und den zugrundeliegenden Zivilisationskrankheiten empfehlen die internationalen Leitlinien oft ein häufiges Screening von Patienten aus Risikogruppen auf das Einsetzen einer CNK, was aber in der Praxis kaum erfolgt.
Abgesehen von der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) ist die Albumin-Konzentration im Urin ein wichtiger Indikator für die Entwicklung einer CNK. Es ist wichtig, zwischen einer leichten und einer schweren Form der Albuminurie zu unterscheiden. Während der frühzeitige Nachweis einer leichten Albuminurie die Möglichkeit bietet, das Einsetzen einer CNK umzukehren, ist eine schwere Albuminurie irreversibel und der Verlauf hin zu einer terminalen Niereninsuffizienz ist vorgegeben [5] (Fig. 2).
Der teststreifenbasierte Nachweis einer Albuminurie auf dem UC-3500 mittels Meditape UC-11A-Teststreifen ist nachweislich vergleichbar mit quantitativen Ansätzen wie der Immunnephelometrie. Insbesondere ermöglicht die untere Nachweisgrenze von 5,5 mg/l eine klare Trennung zwischen physiologischen Albuminwerten und einer leichten Albuminurie (Abb. 2) [6]. Angesichts der vergleichbar niedrigen Kosten für teststreifenbasierte Techniken könnten so ökonomische Überlegungen nicht länger einem breiten Screening-Ansatz auf CNK bei Patienten aus Risikogruppen im Wege stehen.
Zu sehen im Bild des Kalenders: diabetische Nephropathie
Unter normalen Umständen verbleibt Albumin im Blut und passiert nicht die glomeruläre Filtrationsbarriere, die aus Endothelzellen der glomerulären Blutgefäße, der glomerulären Basalmembran und den Podozyten besteht. Bei unkontrolliertem Diabetes führen erhöhte Blutzuckerwerte zu einem erhöhten Glukosespiegel im Primärurin, was wiederum Podozyten zur Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) anregt. Die ROS bedingen eine Apoptose der Podozyten und ein Aufbrechen der glomerulären Filtrationsbarriere, was letztendlich zu dem Ausscheiden von Albumin über den Urin (Albuminurie) führt (Abb. 3) [7].
Das Bekämpfen okkulter chronischer Nierenerkrankungen – und mehr
Kann im Hinblick auf das Screening von Patienten aus Risikogruppen auf das Einsetzen einer CNK ein teststreifenbasierter Ansatz quantitative Techniken für einen frühen Nachweis von Albumin (leicht erhöhte Werte) ersetzen?
María Salinas und ihr Team vom Universitätsklinikum San Juan (Alicante, Spanien) sind der Frage nachgegangen, ob eine automatisierte Teststreifen-Analyse auf dem UC-3500 quantitative Tests ersetzen kann. Die Forscher entwickelten einen neuen Arbeitsablauf (Abb. 4) mit einer Teststreifen-Analyse als Standardscreening auf Albuminurie. Beim Überschreiten definierter Cut-off-Werte (≥ 10 mg/l Albumin und ≥ 4,42 mmol/l Kreatinin) werden Proben mit einem vermutlich erhöhten Albumin-Kreatinin-Quotienten (ACR) im Nachgang einer quantitativen Beurteilung unterzogen [8].
In der Zwischenzeit konnte das Labor erforderliche quantitative Beurteilungen auf Albuminurie um bis zu 80 % verringern, was eine bedeutende Kosteneinsparung mit sich bringt. Das eingesparte Geld fließt direkt in weitere Kapazitäten für das Screening von Patienten aus Risiko-Gruppen auf das Einsetzen einer CNK. Dies ermöglicht einen weiter reichenden frühen Nachweis einer CNK, was den Kampf gegen die Belastungen durch diese Erkrankung unterstützt (Fig. 5).
Das Labor im Universitätsklinikum in San Juan hat noch mehr als nur CNK im Blick. Es verwendet die eingesparten Gelder auch für das Screening auf andere okkulte Erkrankungen wie Diabetes. Der frühe Nachweis dieser Erkrankungen ermöglicht eine frühe Behandlung, um das Fortschreiten der Erkrankung umzukehren oder zumindest zu verlangsamen, was sich positiv auf die öffentliche Gesundheit und die Sozialkosten auswirkt.
Hier werden für das Screening definierte Algorithmen verwendet, die die Patientenhistorie, öffentliche Gesundheitsdaten und Leitlinien für die klinische Praxis berücksichtigen. All dies hebt die Labordiagnostik auf eine neue Ebene, nicht nur durch die Betonung der Bedeutung der Labordiagnostik, sondern auch durch die Stärkung der Rolle klinischer Laboruntersuchungen als ein Knotenpunkt für die Entscheidungsfindung [9].
Literatur
[1] KDIGO (2012): Clinical Practice Guideline for the Evaluation and Management of Chronic Kidney Disease. Kidney Inter. Suppl. 2013; 3:1–150.
[2] Khan MAB, Hashim MJ, King JK, Govender RD, Mustafa H and Al Kaabi J (2020): Epidemiology of Type 2 Diabetes – Global Burden of Disease and Forecasted Trends. Journal of Epidemiology and Global Health 10(1):107–111.
[3] GBD Chronic Kidney Disease Collaboration (2020): Global, regional, and national burden of chronic kidney disease, 1990–2017: A systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. Lancet 395(10225):709–733.
[4] Gandjour A, Armsen W, Wehmeyer W, Multmeier J and Tschulena U (2020): Costs of patients with chronic kidney disease in Germany. PLoS ONE 15(4):e0231375.
[5] Decavele AS, Fiers T, Penders J and Delanghe JR (2012): A sensitive test strip-based albuminuria screening assay. Clin Chem Lab Med 50(4):673–678.
[6] Delanghe JR, Himpe J, De Cock N, Delanghe S, De Herde K, Stove V and Speeckaert MM (2017): Sensitive albuminuria analysis using dye-binding based test strip. Clin Chim Acta 471:107–112.
[7] Reidy K, Kang HM, Hostetter T and Susztak K (2014): Molecular mechanisms of diabetic kidney disease. Journal of Clinical Investigation 124(6):2333–2340.
[8] Salinas M, López-Garrigós M, Flores E, Lugo J, Leiva-Salínas C and PRIMary Care-LABoratory (PRIMLAB) working group (2018): Urinary albumin strip assay as a screening test to replace quantitative technology in certain conditions. Clin Chem Lab Med 57(2):204–209.
[9] Salinas M, López-Garrigós M, Flores E, Martín E and Leiva-Salínas C (2021): The clinical laboratory: a decision maker hub. Clin Chem Lab Med 59(10):1634–1641.