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Scientific Kalender September 2022

Transformation eines follikulären Lymphoms in eine B-Zell akute lymphatische Leukämie (B-ALL)

Wie können komplexe Leukämie-Transformationen problemlos identifiziert werden?

Anhand der Beurteilung eines großen Blutbilds und Angaben zur Morphologie

Nur anhand der Anamnese und Symptome des Patienten

Anhand einer Kombination aus Morphologie und Immunphänotypisierung

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Wissenschaftliche Hintergrundinformationen

Ein follikuläres Lymphom (FL) ist die häufigste Form eines indolenten (niedrigmalignen) Lymphoms in der westlichen Welt und macht etwa 25 % der malignen Lymphome aus [1]. Der weitere Verlauf eines FL ist häufig nicht vorhersagbar; etwa 25–30 % der FL-Fälle verlaufen progredient. Am häufigsten entwickelt sich ein FL zu einem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom, einem Hodgkin-Lymphom oder einem Burkitt-Lymphom. Eine Transformation in ein/e B-lymphoblastische/s Leukämie/Lymphom (B-ALL) ist selten [2]. Mit diesem Phänomen ist eine sehr schlechte Prognose verbunden. Die Lebenserwartung liegt nach der Diagnose bei etwa 10 Monaten [3]. Daher ist der Nachweis einer Progression essentiell.

Der Nachweis einer Progression von einem FL in eine B-ALL kann mittels Durchflusszytometrie erbracht werden. Mit Hilfe dieses Verfahrens können die zwei malignen Zellpopulationen differenziert werden.

Hintergrundinformationen zum Fall

Ein Patient mit einem bekannten FL wird erneut mit einem abnorm vergrößerten Lymphknoten in der rechten Leiste und in der rechten Achselhöhle vorstellig. Die Ergebnisse eines großen Blutbilds zeigten einen niedrigen Hämoglobinwert, wobei die Lymphozyten- und die Monozytenpopulation ineinander übergingen.

In einem Blutausstrich wurden Blasten und Lymphozyten mit geteilten Nuklei entdeckt. Aufgrund der beobachteten Morphologie wurde eine Immunphänotypisierung eines Knochenmarkaspirats angeordnet.

Hierfür wurde das im Labor vorhandene Durchflusszytometer verwendet. Die Ergebnisse zeigten eine Expression von Blasten und reifen B-Lymphozyten. Die Gesamtdiagnose lautete FL-Transformation in eine B-ALL. Die Probe wurde anschließend in einem Durchflusszytometer von Sysmex untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung waren vergleichbar mit den zuvor erhaltenen Ergebnissen.

Dieser Fall unterstreicht den Nutzen der Durchflusszytometrie für die Diagnose komplizierter Fälle. Er unterstreicht auch die Bedeutung der Einbeziehung komplexer Krankheitsstadien bei der Beurteilung neuer Geräte im Hinblick auf die Sicherstellung eines korrekten Nachweises mehrerer Populationen.

Diese Ergebnisse wurden bereits in einem früheren Scientific Poster präsentiert [4].

Interpretation der Morphologie

Das Knochenmarkaspirat des Patienten wurde untersucht. Dabei wurde eine Population abnormer Lymphozyten und Blasten gefunden (siehe Abbildung 1).

Interpretation der Daten aus der Immunphänotypisierung

Für die Immunphänotypisierung wurden die folgenden Antikörper verwendet: CD3, CD7, CD10, CD13, CD14, CD15, CD16, CD19, CD20, CD22, CD33, CD34, CD38, CD45, CD117 und HLA-DR. Die zytoplasmatische Expression von Antigenen wurde auch mit den folgenden Antigenen ermittelt: CD3, CD22, CD79a, MPO und TDT. Die Datenerfassung erfolgte mit einem BD FACSCanto II und dem Sysmex XF-1600 mit 20.000 Zellen je Röhrchen. Für die Auswertung der Daten wurde die BD FACSDiva Software bzw. die Sysmex XF-1600 Software verwendet.

Die Zellpopulationen von Interesse (Lymphozyten und Blasten) wurden basierend auf deren SSC- und CD45-Merkmalen gegated, was die Erfassung von deren Antigen-Expressionsmustern und der Färbeintensität (SI) erlaubte. Zur Identifizierung der FL-Zellen wurde zudem die sowohl für CD20 als auch für CD10 positive Population gegated. Für die gegateten FL-Zellen wurden die folgenden Plots erstellt: SSCvCD45, CD10vCD20, CD10vCD19 und CD20vCD19. Anschließend wurden die Ergebnisse beider Durchflusszytometer miteinander verglichen.

Die Auswertung der Immunphänotypisierung auf beiden Durchflusszytometern ermöglichte die Identifizierung einer Population von Blasten, die die Antigene CD19, HLA-DR, TdT (mittlere SI), CD10 (helle SI) und CD45 (schwache SI) exprimierten. Allerdings exprimierten diese Zellen nicht CD20. Dieser Immunphänotyp stimmt überein mit den Kriterien der World Health Organisation (WHO) für B-ALL [2]. Darüber hinaus identifizierten beide Durchflusszytometer zeitgleich eine Population reifer B-Lymphozyten, die CD20, CD19, CD10 (mittlere SI) und CD45 (helle SI), aber nicht TdT exprimierten. Dieser Phänotyp passt zu der zuvor diagnostizierten FL. Die Dotplots der Geräte Sysmex XF-1600 und BD FACSCanto II sind in der Abbildung 2A bzw. 2B zu sehen.

Beide Durchflusszytometer ermöglichten den Nachweis zweier maligner Zellpopulationen: der reifen B-Zell-Population der zuvor diagnostizierten FL und der neu hinzugekommenen Blasten-Population der B-ALL. Im Hinblick auf die Expressionsmuster der Antigene und der SI waren die Ergebnisse der Immunphänotypisierung auf dem BD FACSCanto II und dem Sysmex XF-1600 vergleichbar.

Literatur

[1] Ciobanu A, Stanca O, Triantafyllidis I, and Lupu A. (2013): Indolent Lymphoma: Diagnosis and Prognosis in Medical Practice. Maedica; 8(4): 338–342.

[2] Swerdlow S et al. (2017): WHO Classification Of Tumours Of Haematopoetic And Lymphoid Tissues. 4th ed. Lyon: IARC, pp. 266–268.

[3] Morley NJ, Evans LS, Goepel J, and Hancock BW. (2008): Transformed follicular lymphoma: The 25-year experience of a UK provincial lymphoma treatment centre.

[4] Woodhead L and Stevens M. Haematology Department, Royal Hallamshire Hospital, Sheffield Teaching Hospitals NHS Foundation Trust. (2021): Comparing antibody expression and staining intensity between BD FACSCanto II and Sysmex XF-1600 in follicular lymphoma progressing to B-lymphoblastic leukaemia/lymphoma.

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