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Scientific Kalender August 2022

Ein seltener Fall einer blastischen plasmazytoiden dendritischen Zellneoplasie (BPDCN)

Wie zeigt die XN-Series ein potentielles Vorliegen maligner Zellen im WDF-Kanal an?

Atypical Lympho?

Blasts/Abn Lympho?

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Wissenschaftliche Hintergrundinformationen

Eine blastische plasmazytoide dendritische Zellneoplasie (BPDCN) ist ein seltenes hämatologisches Malignom, das von den Vorläufern der plasmazytoiden dendritischen Zellen abstammt. Eine BPDCN verhält sich wie eine akute Leukämie. Anfänglich ging man davon aus, dass es sich um ein von Lymphozyten abstammendes kutanes Lymphom handelt. Seit dem Jahr 2008 klassifiziert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) BPDCN als eigenständige Erkrankung in der Gruppe der myeloischen Neoplasien [1].

Aufgrund nicht vorhandener genau definierter Kriterien vor der Klassifizierung im Jahr 2008 und einer sich konstant ändernden Nomenklatur gibt es keine formalen Studien zur Inzidenz von BPDCN in der Allgemeinbevölkerung. Die Krankheit kann in allen Altersklassen auftreten, bricht aber für gewöhnlich nur bei älteren Personen und dort vorwiegend bei männlichen Patienten aus. Bislang ist die Ätiologie unbekannt. Bis zum heutigen Datum wurden noch keine genetischen Prädispositionen oder kausalen Umweltfaktoren identifiziert [2]. Beobachtungen aus der Literatur legen nahe, dass BPDCN und die chronische myelomonozytische Leukämie (CMML) denselben klonalen Ursprung haben [3]. Dies passt zu der Tatsache, dass etwa 10–20 % der Patienten mit BPDCN auch anamnestisch bekannte hämatologische Malignome wie MDS, CML, CMML und AM haben [2,5].

Sehr viele BPDCN-Patienten weisen eine Hautbeteiligung in Form von kutanen Läsionen, Knötchen, Plaques oder blutergussartigen Filtraten auf. In der Tat sind es oft diese Hautläsionen, aufgrund derer Patienten bei einem Arzt vorstellig werden [2].

Die Diagnose BPDCN wird üblicherweise basierend auf histopathologischen und immunhistochemischen Untersuchungen gestellt. Im Allgemeinen kann BPDCN nur diagnostiziert werden, wenn die Tumorzellen eine blastische Morphologie und den Immunphänotyp CD4+/CD56+/CD123+ haben und für linienspezifische Marker negativ sind [4,5]. Bei Beteiligung des Knochenmarks sind Thrombozytopenie, Neutropenie und Anämie häufige Befunde bei der Blutuntersuchung; darüber hinaus werden auch Hyperleukozytose und Myeloblastose beobachtet. Zirkulierende Blasten können im Hinblick auf die Morphologie in Blutausstrichen beurteilt werden. Sie erscheinen häufig monomorphisch, schlecht differenziert und sind von intermediärer Größe.

Der klinische Verlauf einer BPDCN ist hoch aggressiv; das mediane Gesamtüberleben liegt bei 12–16 Monaten [2]. Angesichts der Tatsache, dass die beste Behandlung derzeit noch nicht definiert ist, gilt die Krankheit als sehr schwer mit schlechter Prognose. Die anfängliche chirurgische Entfernung von Hautläsionen und die sich anschließende konventionelle Radiotherapie scheinen nur 6–9 Monaten zu wirken, da es dann in der Regel zu einem systemischen Rezidiv kommt. Daher wird häufiger zu chemotherapeutischen Optionen gegriffen. Gleichwohl scheinen konventionelle intensive Chemotherapien, die normalerweise für andere aggressive Leukämiearten verabreicht werden, nicht ausreichend zu wirken, um BPDCN zu heilen oder eine langfristige Remission sicherzustellen. Für jüngere Patienten gilt, dass ihre Erkrankung weniger aggressiv voranschreitet. Die Chance auf eine signifikante Verbesserung im Hinblick auf das Überleben ist mit einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSZT) gegeben, insbesondere wenn sie während der ersten Remission durchgeführt wird. Es gibt einige Hinweise, die nahelegen, dass spezielle Patienten von einer autologen HSZT profitieren; hierfür gibt es aber aktuell wenig empirische Daten [2,5].

Derzeit sind zielgerichtete Therapieoptionen für BPDCN in der Frühphase der klinischen Entwicklung und zeigen eine vielversprechende Wirksamkeit, hierfür wird jedoch noch mehr Evidenz benötigt. Jede behandelnde Einrichtung ist angehalten, für bessere Patientenergebnisse einen auf Alter, Geschlecht und Komorbiditäten zugeschnittenen therapeutische Ansatz zu verfolgen.

Patientendaten

Als der Patient erstmals vorstellig wurde, hatte er unterschiedliche isolierte Hautläsionen (ein schnell wachsendes Knötchen am linken Arm und drei Läsionen auf dem Rücken). Histopathologische Untersuchungen ergaben ein morphologisches und immunhistochemisches Profil, das am besten zu einer „blastischen plasmazytoiden dendritischen Zellneoplasie“ passte. Das Behandlungsschema für diesen Patienten umfasste eine Radiotherapie, die zu einer Verkleinerung der Hautläsionen führte, gefolgt von einer Chemotherapie sowie einer Behandlung mit Antimykotika für weitere 6 Wochen. Das nachfolgende große Blutbild ergab recht normale numerische Ergebnisse, zeigte aber auch morphologische Abnormitäten im WDF-Scattergramm.

Im Rahmen der Nachbeobachtung zeigten 4 Monate später durchgeführte Untersuchungen einen deutlichen Anstieg der WBZ-Zellzahl mit Myeloblastose. Aufgrund des sich verschlechternden Zustands des Patienten und der Aggressivität der Erkrankung erfolgte dann eine palliative Behandlung.

Interpretation der Ergebnisse

Während einer Nachbeobachtung Mitte Juni ergab das große Blutbild normale Ergebnisse für WBZ (5,98 x 10³/µl), RBZ (4,13 x 106/µl), HGB (13,1 g/dl) und PLT (156 x 10³/µl).

Allerdings wurde im Scattergramm eine abnorme Verteilung der WBZ beobachtet. Das XN-Analysegerät zeigte dies mit den Flags „Blasts?“ und „Abn Lympho?“ an. Der nachfolgende manuelle Blutausstrich zeigt das Vorliegen von Blasten.

Bei einer weiteren Nachbeobachtung Anfang Oktober zeigten die Analyseergebnisse eine deutlich erhöhte WBZ-Zahl (70,80 x 10³/µl) mit Myeloblastose, Anämie (RBZ 1,89 x 106/µl, HGB 5,9 g/dl) und eine schwere Thrombozytopenie (PLT&F 14 x 10³/µl).

Literatur

[1] Swerdlow SH et al. (2017): WHO Classification of Tumours of Haematopoietic and Lymphoid Tissues. 4th ed. International Agency for Research on Cancer; Lyon, France. 
[2] Pagano L et al. (2016): Blastic plasmacytoid dendritic cell neoplasm: diagnostic criteria and therapeutical approaches. Br J Haematol. 174(2): 188–202.
[3] Brunetti L et al. (2017): Blastic plasmacytoid dendritic cell neoplasm and chronic myelomonocytic leukemia: a shared clonal origin. Leukemia. 31: 1238–1240. 
[4] Wang W et al. (2015): Blastic plasmacytoid dendritic cell neoplasm: A case report. 
 Oncol Lett. 9: 1388–1392. 
[5] Laribi K et al. (2020): Blastic plasmacytoid dendritic cell neoplasms: results of an international survey on 398 adult patients. Blood Adv. 4(19): 4838-4848.

WBC differential channel

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