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„MTLs verdienen als hochspezialisierte Fachkräfte mehr Sichtbarkeit"

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2023

Seit Jahrzehnten setzt sich die stellvertretende Klinikleiterin und Forscherin Dr. Anne Marie Asemissen aktiv für die Weiterbildung von MTLs ein und leitet dafür auch Mikroskopierkurse an. Über die Hintergründe und die von ihr entwickelte eLCH-Teachingplattform

Text: Verena Fischer

 

 

Wodurch begründet sich Ihr Engagement für die MTL-Ausbildung?

Als Funktionsoberärztin habe ich auch das hämatologische Labor geleitet. Und wenn man schaut, wer den Finger hebt und sagt, hier ist eine Pathologie, die weiter untersucht werden muss, dann sind das sehr häufig nicht die Klinikerinnen und Kliniker, sondern die MTLs am Mikroskop. Neben der großen Verantwortung für das Patientenwohl bemerke ich bei MTLs auch ein enormes Engagement für die Befundung, weswegen ich es unheimlich wichtig finde, dass diese Berufsgruppe uneingeschränkten Zugang zu Weiterbildungsangeboten erhält und als hochspezialisierte Fachkräfte mehr Sichtbarkeit bekommt, auch um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken.

Und aus diesem Grund haben Sie eLCH entwickelt?

Genau. Die digitale Lehrplattform steht allen Aus- und Weiterzubildenden offen, auch als „Nachschlagewerk“. Das Projekt wurde von der Deutschen Krebshilfe und der Fach­gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, der DGHO, gefördert. Die Nutzung ist kostenfrei. Die Fachgesellschaften sehen auch die hohe Bedeutung der morphologischen Exper­tise von MTLs für das Patientenwohl.

Wie funktioniert die Plattform denn genau?

So wie die Präsenz-Mikroskopierkurse, die ich seit 2010 mit einer Kollegin aus Düsseldorf anleite. Nach kostenloser Registrierung können Nutzende vom digitalen Endgerät aus auf eine stetig wachsende Sammlung von aktuell 400 mikroskopischen Präparaten zugreifen, darunter Normalbefunde, benigne und reaktive Veränderungen, Anämien sowie myeloische und lymphatische Neoplasien in insgesamt elf Modulen. Zu jedem Modul gibt es Erklärvideos, WHO-Klassifikationen und Erläuterungen zur Präanalytik. Jedes Präparat ist annotiert und mit Hinweisen zu Zelldifferenzierung, Einzelzellpathologien, Zellularität und Befundzusammenfassung, jedoch auch, sofern sinnvoll, mit Fakten zum klinischen Vorgehen versehen. Über das klinische Vorgehen Bescheid zu wissen, kann, im Fall von Notfällen, für Patientinnen und Patienten lebensrettend sein.

Sie forschen auch an Algorithmen. Wie ist da der Stand?

Periphere Blutwerte werden ja heute teils schon von KI vorklassifiziert – CellaVision ist ein prominentes Beispiel dafür. Es gibt aber immer Zellen, die von Algorithmen nicht richtig zugeordnet werden können, und so braucht es immer die menschliche Kontrolle. Forschungsgruppen versuchen zudem, Algorithmen mittels Deep Learning darauf zu trainieren, Knochenmarksausstriche auszuwerten. Das ist aber viel schwerer als im Fall von Blut, weil Knochenmark viel mehr Zellgruppen und Strukturen enthält, die dann zu einer Diagnose zusammengefasst werden. Eine Kleinteiligkeit, die sich bisher nicht algorithmisch lösen lässt. Wann und ob KI die Differenzierung von Knochenmark unterstützen wird, kann aktuell nicht vorhergesagt werden.

Weiterbildung

Eine umfangreiche Auswahl an digitalen Trainings, aktuellen Webinaren und Kursen ist hier einzusehen.

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